Alljährlich sterben in Österreich tausende Rehkitze einen qualvollen Tod bei der Mahd. Mit modernen Technologien gestaltet sich die Suche nach den Jungtieren einfacher denn je. Eine Dohne, bestückt mit einer Wärmebildkamera, ist das ideale Werkzeug, um die kleinen Tiere im hohen Gras zu finden. Sowohl die Einsatzdauer der Suche als auch das dafür aufgewendete Personal können so drastisch reduziert werden.
Wenn die kleinen, ca. 1.200 Gramm schweren Rehkitze auf die Welt kommen, haben sie die ersten drei Lebenswochen den sogenannten „Drückinstinkt“. Das Rehkitz presst sich flach auf den Boden, bewegt sich nicht und hofft, nicht entdeckt zu werden. Da die Kitze fast keinen Eigengeruch haben, werden sie kaum entdeckt und sind auch von Hunden nur schwer zu finden.
Diese Strategie funktioniert ausgezeichnet gegen Fressfeinde wie Fuchs, Luchs oder Wildschwein. Sie erweist sich aber als tödlich, wenn die Mähmaschine anrückt. Deshalb suchen Jäger und Bauern vor der Mahd das Feld nach dort gesetzten Rehkitzen ab. Doch nicht nur für die gefährdeten Tiere ist das von Vorteil. Wenn ein Kadaver von Wiesentieren nach dem Mähen im Silo landet, bilden sich durch dessen Zersetzung in Heu und Grassilage Toxine, die für Rinder und andere Nutztiere tödlich sein können. Durch sogenannten Botulismus kann es dadurch zu Fehlgeburten bei Rindern kommen.
Um die Suche einfacher und effizienter zu gestalten, werden immer häufiger Drohnen eingesetzt. Handelsübliche, sehr kleine und relativ kostengünstige Drohnen, meist Quadkopter, bestückt mit Wärmebildkameras, sind für dieses Vorhaben gut geeignet. Durch ihre Handlichkeit und einfache Bedienbarkeit sind sie ein idealer Begleiter für die Tierretter. Die Suche sollte noch vor Sonnenaufgang durchgeführt werden. Zu diesem Zeitpunkt ist der Temperaturunterschied zwischen Rehkitz und Umgebung am größten und hilft damit der Wärmebildkamera beim Erkennen der Tiere. Später, wenn die Sonne bereits auf das Feld scheint, ist es nur mehr schwer möglich, erwärmte Objekte wie z.B. Steine oder Erdhügel von den Tieren zu unterscheiden. Die Drohne fliegt vorab geplante Wegpunkte ab. Dieser automatische Flugmodus ist wichtig, da bei einer manuellen Steuerung nicht sichergestellt ist, dass wirklich die gesamte Fläche überlappend abgeflogen wird. Um die Suche schnell abwickeln zu können, wird der Flächenplan vorab an den Drohnenpiloten übermittelt, damit dieser die Flugplanung erstellen kann. Zeit ist in diesem Zusammenhang kritisch, da in einer Region meist viele Landwirte zur selben Zeit mähen wollen und die Suche per Drohne nur bis Sonnenaufgang sinnvoll ist. Bei der Suche müssen mindestens zwei Personen anwesend sein. Einerseits ein Drohnenpilot oder eine Pilotin und andererseits ein Jäger oder Helfer, der das gefundene Kitz aus dem Feld bringt. Während das Feld mit dem Quadkopter beflogen wird, werden mögliche Fundstellen markiert. Anschließend werden diese Stellen mit der Drohne angeflogen. Der Helfer oder die Helferin haben ein Tablet bei sich, auf welchem er oder sie sich selbst und das Rehkitz als leuchtende Punkte sehen können. Nun kann das Rehkitz aus dem Feld gebracht werden.
Bei einer kürzlich durchgeführten Rehkitzrettung mit der Jagdgesellschaft in Oberhautzental (NÖ) konnten sich zahlreiche Jäger mit der Technologie vertraut machen und die Rehkitzrettung per Drohne live miterleben. Ziel ist es, bis zur nächsten Saison, beginnend im Frühjahr 2021, das Service auszubauen und regional leichter verfügbar zu machen.
Foto: RWA, Robert Gebauer