Von der solarbetriebenen Mähroboter-Flotte bis zum 3D-Silo-Sensor – das Agro Innovation Lab präsentierte beim Demo Day die Erfolge seines dritten Acceleration Programms.

Wir haben die ganze Welt in der Tasche, am Handgelenk oder als intelligenten Assistenten am Küchentisch. So kompliziert die smarten Geräte oft sind, vereinfachen sie doch vieles. Neue Technologien verändern aber nicht nur das Leben des Einzelnen, sondern wirken in jeder erdenklichen Branche. Das Entwicklungstempo ist rasant, wer nicht Schritt hält, fällt zurück. Agilität gilt als Gebot der Stunde – ist aber leichter gesagt als getan. Vor allem traditionsreiche Organisationen wie die Raiffeisen Ware Austria (RWA) oder ihr strategischer Partner, die Baywa, können aufgrund ihrer Größe und der genossenschaftlichen Basis oft nicht so schnell agieren, wie es vielleicht nötig wäre. Andererseits sind sie breiter aufgestellt und damit krisenresistenter – wegweisende Entscheidungen werden nachhaltig und demokratisch getroffen. Eine dieser Entscheidungen war 2016 die Gründung des Agro Innovation Lab (AIL), mit dem Auftrag, Innovationen im landwirtschaftlichen Bereich aufzuspüren, ihre Relevanz zu testen und sie letztendlich für den Markt zugänglich zu machen. „Unser Job ist es, die Innovations-Pipeline für die BayWa und RWA zu sichern“, formuliert es David Saad, der seit September 2018 die Geschäfte des AIL führt. Um diesen Auftrag zu erfüllen, wurde ein Acceleration Programm für Start-ups aus dem Agrarbereich ins Leben gerufen. RWA und Baywa profitieren dabei von den frischen Ideen – die jungen Unternehmen von den Ressourcen, dem Netzwerk und Know-how der beiden Branchengrößen. „Es gibt keine andere Industrie, die mehr Innovation und Technologie verwendet als die Landwirtschaft. Der Austausch mit jungenengagierten Menschen aus der ganzen Welt ist unglaublich wichtig für traditionsreiche Unternehmen wie die RWA oder die Baywa. Wir müssen neue Denkweisen ins Unternehmen bringen“, bekräftigt RWA-Generaldirektor Reinhard Wolf.

Seit der Gründung 2016 haben sich bisher mehr als650 Start-ups aus rund 70 Ländern für die Teilnahme am Programm beworben. Zehn Jungunternehmen haben das Programm erfolgreich absolviert. Für zwei Start-ups aus dem ersten Durchlauf mündete die Teilnahmein einer Beteiligung durch Baywa und RWA.Aus dem Programm 2017 gingen ebenso drei Kooperationen hervor. So ist zum Beispiel „FarmHedge“ – eine Online-Plattform für bedarfsgerechte und personalisierte Angebote – schon in drei niederösterreichischen Lagerhaus-Genossenschaften im Einsatz. Die Vertriebsplattform für schwer absetzbare Ersatzteile „BartsParts“ wird bereits von elf Lagerhaus-Lagern benutzt. Mit „FarmPin“, einem Unternehmen, das Drohnen- und Satellitendaten in der Landwirtschaft einsetzt, stehen RWA und Baywa in enger Kollaboration– hier gibt es gemeinsame Verkaufsaktivitäten in Ungarn und in Südafrika. Aufgrund der klein strukturierten Landwirtschaft würde eine Nutzung des Dienst es in Österreich allerdings keinen Sinn machen, erklärt David Saad.

Roboter, Pferd und Stroh

Für den dritten Durchgang haben sich 2018 insgesamt252 Start-ups aus 53 Ländern beworben. Nach einemmehrstufigen Auswahlprozess schafften es sechs Startups ins Acceleration Programm. Über fünf Monatebot man den Teilnehmern Zugang zu Know-how, Netzwerk und Kunden der beiden Konzerne und unterstützte sie bei wichtigen Schritten in Richtung Marktreife. Am „Demo Day“ wurden nun die gemeinsamen Fortschritte vor rund 180 Gästen präsentiert. „Ich bin unsagbar stolz auf das Agro Innovation Lab als in Europa einzigartiges Vehikel zur Förderung von bahnbrechenden und richtungsweisenden Innovationen entlang der gesamten landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette. Wir fördern heuer bereits zum dritten Mal erfolgreich Start-ups aus aller Welt und unterstützen diese dabei, ihre zündenden Ideen derbreiten Landwirtschaft zugänglich zu machen. Eine Win-win-Situation für den Fortschritt, die Start-ups und die Landwirte, in deren Auftrag wir arbeiten“, freut sich Reinhard Wolf. Das Spektrum der sechs Start-ups war auch im dritten Durchgang wieder breit gefächert. „Crop Intellect“ aus Großbritannien entwickelt innovative Flüssig-Blattdünger zur Effizienzsteigerung der Pflanze. Darunter fällt zum Beispiel ein Spray, der den Stickstoff-Ausstoß reduziert. Die vergangenen Monatewurden genutzt, um den Markteintritt in Österreich und CEE vorzubereiten, Kooperationen anzubahnen und für 2019 abschließende Produkttests im deutschsprachigen Raum zu lancieren. „Insylo“ aus Spanien bietet einen kostengünstigen Sensor, der in Futtersilos den Füllstand misst und Nachbestellungen automatisch auslösen kann. Um das Produkt für Betriebe oder Landwirte nutzbar zumachen, wurde über die Wintermonate ein Pilot mit Landwirten durchgeführt und eine detaillierte Marktanalyse sowie ein darauf basierendes Business Modell erarbeitet. Auf der Online-Plattform von „Biorfarm“ aus Italien können Obstbäume adoptiert und dadurch Produktionsprozesse nachverfolgt werden. Gemeinsam mit dem AIL wurde die Plattform an den österreichischen Markt angepasst. Österreichische Landwirte wurden bereits als erste Lieferanten gewonnen und der Markteintritt in der Pilotregion Wien durchgeführt.„Cabasus“ aus Deutschland hat den ersten sensorbasierten Tracker für Pferde entwickelt, mit dem die Aktivität sowie Gesundheit der Tiere permanent überwacht und via App am Handy abgebildet werden. Im Rahmen des Acceleration Programms wurde an einemgemeinsamen Geschäftsmodell für den österreichischen und deutschen Markt gearbeitet sowie die Erweiterung der App um eine Fütterungsempfehlung initiiert und gestartet.„Vitirover“ aus Frankreich bietet als Dienstleistungsservicesolarbetriebene und miteinander vernetzte Rasenmähroboter-Flotten zur biologischen und chemiefreien Pflege landwirtschaftlicher Flächen an. Als Einsatzgebiete für die Roboter eigenen sich vor allem Wein- und Obstgärten, Solarparks oder Bahntrassen.Im Zuge des Programms wurden mit dem AIL erste Schritte zum Markteintritt in Österreich und Deutschland vorbereitet.„Landpack“ aus Deutschland überzeugte das AIL mit Lebensmittel-Verpackungen aus Strohfasern als eine umweltfreundliche und vor allem günstigere Alternative zu Styropor. Um das Produkt herstellen zu können, musste das Unternehmen erst selbst die entsprechende Anlage entwerfen und bauen. Gemeinsam mit dem AIL wurden Szenarien für eine nachhaltige Erweiterung der Produktionskapazitäten auch in Österreicherarbeitet. Weiters wurde die Anwendbarkeit der Technologie in anderen Bereichen geprüft sowie ein Pilotversuch für ein Heimtierprodukt gestartet.

Mehr Fokus

„Ich freue mich, dass wir erneut brillante Ideen innovativer Start-ups vor den Vorhang geholt haben. Dabei sind wir 2018 vor allem in Europa fündig geworden. Dies zeigt, dass auf unserem Kontinent ein großes Potenzial besteht, mit dem wir die Zukunft der Landwirtschaft gestalten und für die österreichische Landwirtschaft nutzbar machen können“, betont David Saad.2019 plant das Agro Innovation Lab seine Aktivitäten auszubauen, wie der Geschäftsführer verrät: „Bisher haben wir jährliche Acceleration Programmedurchgeführt, die mehr oder weniger das gesamte landwirtschaftliche Spektrum bedient haben. Heuerhaben wir uns das Ziel gesetzt, einerseits die Anzahl der Initiativen zu erhöhen, und andererseits auch neue Formate zu entwickeln.“ Dabei soll sich vermehrt auf inhaltliche Themenschwerpunkte konzentriert werden, die in den nächsten Jahren für die heimischen Landwirte besonders relevant sein werden.

Editor:

Alexander Blach

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