Pferde, die Pflugkarren ziehen, sind in der Landwirtschaft schon längst Geschichte. Schon bald könnte dasselbe mit Traktoren passieren, die von Landwirten gelenkt werden. Auch in der Landwirtschaft sind Künstliche Intelligenz und Robotertechnologie angekommen. Roboter, die aussäen, düngen, Unkraut bekämpfen und schließlich ernten, könnten schon bald auf heimischen Feldern unterwegs sein.

Derzeit testet die Raiffeisen Ware Austria (RWA) zehn solarbetriebene, autonome Mähroboter, die untereinander kommunizieren und die Wege abstimmen können. „Wir setzen sie in Weingärten ein, dort, wo bei der bisherigen Unkrautbekämpfung Weinstöcke verletzt wurden oder Herbizide verwendet werden“, erklärt Christoph Metzker von der RWA. Bereits 2021 sollen sie flächendeckend zum Einsatz kommen. Die RWA sieht die Zukunft auch in der Landwirtschaft in Robotik-Lösungen.

Um den Markt zu sondieren, wurde die „Robotics Challenge 2019“ vom Agro Innovation Lab (AIL) ins Leben gerufen. Insgesamt wurden 127 Unternehmen weltweit gefunden, die an Robotern für den Ernteeinsatz, die Unkrautbekämpfung und für verwandte Themen arbeiten. Sechs Unternehmen wurden als finale Teilnehmer ausgewählt, während der Sommermonate geht es mit den Roboter-Prototypen aufs Feld.

Spargel und Erdbeeren

Einer davon kann Spargel ernten – das Problem Erntehelfer im Marchfeld zu finden, würde gelöst, außerdem kann der Roboter identifizieren, welcher Spargel erntereif ist und welcher noch im Boden bleibt. Ein anderer soll den Erdbeeranbau und die -ernte erleichtern: Durch UV-Behandlung wird Mehltau (die größte Herausforderung im Anbau) reduziert, auch an einem Erntehelfer wird gearbeitet.

Zudem gibt es Roboter, die für die Unkrautregulierung und den Pflanzenschutz eingesetzt werden, sie können erkrankte oder unerwünschte Pflanzen mit Hilfe von umfangreichen Datenbanken identifizieren und zielgerichtet mit Pflanzenschutzmitteln behandeln. „So kann der Einsatz von Herbiziden verringert und auf das Glyphosatverbot reagiert werden“, betont AIL-Geschäftsführer David Saad. Saad und Metzker sind sich einig, dass sich die Roboter-Technologie gerade in diesem Bereich in den nächsten zehn Jahren durchsetzen wird. „Der Trend geht zur Bio-Landwirtschaft, immer mehr Betriebe stellen um. Da ist die Entwicklung der Robotertechnologie besonders spannend“, sagt Saad. Die Prototypen, die im Rahmen der Robotics Challenge getestet werden, kosten von 100.000 Euro an aufwärts. Die RWA denkt an ein Genossenschaftsmodell: „Wir wollen die Technik für die Landwirte zugänglich machen, da können wir uns bei größeren Geräten Mietmodelle vorstellen“, so Metzker.

Gesetzlicher Rahmen

Derzeit gibt es aber abseits der Finanzierung noch eine andere Schwierigkeit: Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind nicht gegeben. „Es gibt noch keine Regulatorien. Bevor man die Technik zur Serienreife bringt, muss die Gesetzgebung festlegen, was erlaubt ist und was nicht“, sagt Saad. Dabei geht es zum Beispiel darum, wie groß die Geräte sein dürfen, die ohne das Beisein von Menschen unterwegs sind oder welche Sicherheitskriterien beim Einsatz von Robotern eingehalten werden müssen.

Außerdem interessant: Alle vorgestellten Prototypen des Wettbewerbs besitzen Verbrennungsmotoren. „Bei Elektroantrieben wären die Kosten für die Batterien enorm hoch. Außerdem glauben wir, dass Landwirte sich eher einen Roboter zulegen, bei dem sie im Notfall selbst kleine Reparaturen durchführen können“, erläutert David Saad. Die beiden Experten sagen zudem, dass die Landwirte sehr aufgeschlossen gegenüber den neuen technischen Möglichkeiten seien, die durch Künstliche Intelligenz geboten werden.

Foto: Georges Schneider

Editor: Marlene Penz

Telekurier Online Medien GmbH & Co KG
Leopold-Ungar-Platz 1
1190 Wien

Tel. +43 5 9030
Fax: +43 5 9030-22257
e-mail: service@kurier.at