Der Weingarten-Roboter „Slopehelper“ des Unternehmens PeK Automotive wurde im Rahmen einer Roadshow im Spätsommer und Herbst 2022 intensiv getestet. Mit Spannung haben wir auf das Feedback der Anwender:innen gewartet, jetzt sind die Ergebnisse da:
Seit der ersten Demo des Weingarten-Roboters „Slopehelper“ in Österreich im Mai 2022 – die vom AIL, der RWA und dem Wein- & Obstbaucenter Langenlois veranstaltet wurde – ist bereits einige Zeit vergangen. Daran anknüpfend hat das AIL, gemeinsam mit fünf teilnehmenden Weinbaubetrieben und dem engagierten Team von PeK Automotive, eine Roadshow durch Niederösterreich im Zeitraum von Juli bis Oktober 2022 organisiert.
Während dieser Zeit konnten die Profi-Winzer:innen praktische Erfahrungen mit der Plattform sammeln und Weinbau-Geräte wie Mulcher und Unterstockräumer testen. Das Feedback wurde in Form eines Gesprächs erhoben und gibt einen Meinungsüberblick von potenziellen Anwender:innen.
Das Feedback der einzelnen Weinbau-Unternehmen war unterschiedlich, je nach Anforderung, die an die Arbeit eines autonomen Systems sowie an die dafür notwendigen Arbeitswerkzeuge gestellt wurden. Einzelne Aspekte wurden jedoch einhellig als sehr bedeutend bewertet.
Usability
Größe und Gewicht des Roboters wurden als passend für den Einsatz im Weingarten eingestuft. Auch das Sicherheitssystem des Gerätes wurde sehr gut bewertet. Positiv überrascht waren die meisten Betriebe vom elektrischen Antrieb und der leisen Arbeitsweise. Weiters wurden auch die Orientierung an den Rebzeilen sowie die Arbeitsqualität des Mulchers besonders hervorgehoben. Das Design des Wendevorgangs hingegen ist noch als verbesserungswürdig eingestuft worden. Insbesondere aufgrund der Verletzung der Grasnarbe und des Platzbedarfs für den Wendevorgang mit dem Raupenlaufwerk. Dies konnte z.T. bereits während des Einsatzes behoben werden, indem die Bewegungen des Roboters während des Wendevorgangs feiner abgestimmt wurden. Wie der Name schon sagt, ist der „Slopehelper“ v.a. für steile Lagen ausgelegt. Betriebe mit größtenteils flachen Weingärten können sich auch vorstellen, eine Trägerplattform mit vier Rädern anstatt eines Raupenlaufwerks einzusetzen. Die für den Einsatz notwendige mobile RTK-GNSS-Basisstation, die selbst aufgebaut werden muss, wurde als nicht praktikabel eingestuft. Laut Roadshow-Teilnehmer:innen ist für ihre Betriebe vorerst der Einsatz folgender Geräte interessant:
- Mulcher
- Geräte zur Bodenbearbeitung und Unterstockräumer
- Stockputzgerät
Von besonderer Bedeutung dabei ist, dass pro Rebzeile nur eine Durchfahrt je Arbeitsschritt notwendig sein soll, d.h. dass die Geräte beidseitig arbeiten.
Wesentliche Verbesserungen
Als wesentliche Verbesserungen für einen wirtschaftlichen Einsatz des „Slopehelpers“ wurden folgende vier Punkte identifiziert:
Steigerung der Robustheit der Navigation, sowohl bei der Arbeit zwischen den Rebzeilen als auch am Vorgewende.
- Das Design des Wendevorgangs am Vorgewende muss noch verbessert werden.
- Das Unternehmen bietet eine Vielzahl von kompatiblen Werkzeugen an. Der Entwicklungsstand der einzelnen Werkzeuge ist dementsprechend differenziert zu bewerten. Einige sind bereits sehr gut für den praktischen Einsatz geeignet und liefern sehr gute Arbeitsergebnisse ab, wie z.B. der Mulcher. Andere wiederum benötigen noch Nachbesserungen betreffend Konzeptionierung, Auslegung und Konstruktion. Weiters sollte auch folgende Option angedacht werden: Implementierung einer Standard-Aufnahme zur Integration von Werkzeugen und Geräten etablierter Drittanbieter.
- Als kritischer Punkt wurde besonders das Thema der autonomen Navigation von Feldstück zu Feldstück auf nachrangigen Verkehrswegen wie Feldwegen angesprochen. Aufgrund der rechtlichen Unsicherheit betreffend autonomes Fahren wird dieses Thema auch technisch noch selten von Robotik-Unternehmen angegangen. Aus Sicht der Anwender:innen ist dieses Thema aber zentral für den wirtschaftlichen Einsatz von autonomen Systemen im landwirtschaftlichen, insbesondere räumlich kleinstrukturierten Kontext.
Die meisten Betriebe können sich – sofern die für das System angegebenen wesentlichen Verbesserungen umgesetzt wurden – einen Mietkauf als wahrscheinlichste Form des Einsatzes auf Ihrem Betrieb vorstellen. Für die Automatisierung von Tätigkeiten im Weingarten sprechen v.a. die Arbeitszeitersparnis und die potenzielle Kosteneinsparung.
Fazit
Als Vorbedingung für den großflächigen Einsatz von autonomen Systemen im Weinbau wird die Navigation von Feldstück zu Feldstück auf niederrangigen Verkehrsflächen wie z.B. Feldwegen genannt. Dies würde die Verbreitung solcher Systeme enorm erhöhen. Dies ist eine rechtliche und technische Herausforderung. Das Fazit ist trotzdem: Autonome Systeme im Weinbau werden sich etablieren.
Gemeinsam mit seinem Partner:innennetzwerk möchte das AIL einen Beitrag zur Erreichung dieses Ziels leisten und wird sich auch künftig diesem Thema widmen, unter anderem in Form der weiteren Zusammenarbeit mit dem Unternehmen PeK Automotive.
Foto: (c) RWA, Robert Gebauer